Traditionskegelclub von 1992

LTU 2019
30.August - 1. September 2019 nach Nürnberg

Tourbericht

Friday for future! - Saturday and Sunday also

Als Tourplaner hatten in diesem Jahr Chynasky und Paula die Zügel in der Hand. Dadurch waren zumindest zwei Dinge klar. Es geht nach Bayern, aber nicht in einer Kutsche oder einem anderen pferdegezogenen Fuhrwerk.
Und alles kam wie erwartet. Fast. Nur etwas kleiner.


Vermutlich inspiriert durch das penetrant dahinwabernde gefühlte „Greta-Thunberg-Jahr“ stand die Tour voll im Geiste der Klimafreundlichkeit:
Kein CO2-verschleudernder Flug, sondern Bahn (Kutsche ging ja nicht).
(So gut wie) Keine Transfers. Alles war fußläufig erreichbar.
Keine Einmal-Einweg-Getränkegebinde, nur Mehrfach-Mehrweg.
Nur regionale europäische* Ess- und Trink-Spezialitäten.
(*bezogen auf den Standort)
Nutten ausschließlich von der nahen tschechischen Grenze.
Klimafreundlicher geht es nun wirklich nicht mehr.


Tag 1 - Freitag

Inklusive Öshi, der seit Jahren erstmals wieder vom Start weg an dabei war, trafen wir uns am Erkelenzer Bahnhof.
Nach grober und unverbindlicher Vorhersage der DB sollte der Zug gegen 9 Uhr abfahren. Die Wartezeit wurde genutzt, um jedem Kameraden seinen vorab zur Befüllung eingereichten Sportbeutel, der von den Tourplanern zwischenzeitlich mit allerlei Proviant (für Einblicke noch verborgen mit Ei, Jägermeister, Nürnberger Rotbier, Käse-Stick, Nappo, Snickers, Bifi, Tour-Flyer) befüllt worden war, zurückzugeben. Ein Beutel fiel dabei leider der Schwerkraft zum Opfer, so dass eine darin befindliche Flasche zu Bruch ging. So wurden Bier und Scherben wenigstens fein säuberlich voneinander getrennt. Nur leider auf der jeweils falschen Seite vom Beutel.
Wer um diese Uhrzeit noch nicht den notwendigen Pegel hat ist halt selbst schuld, wenn er etwas zittrig ist.
Der Verlust war angesichts der erwartbaren Häufung an und Verweildauer in diversen Verpflegungsstationen zu verschmerzen.

In der Landeshauptstadt Düsseldorf angekommen wurde direkt „eingeschifft“, also ein paar Bier im „Zum Schiffchen“ im Hauptbahnhof eingenommen. Auf Rat der Planer wurde anschließend noch eine Stulle für die Fahrt erworben, um für die Dauer der Weiterfahrt gewappnet zu sein.
Wie so oft waren die Fahrgäste bereit, nur die Bahn nicht. Diesmal mit der Begründung „Sperrung wegen Notarzt-Einsatz“.

Irgendwann ging es dann weiter über Köln und die Planer gaben endlich den Proviant-Sack zum Öffnen frei. Ein Nürnberger Rotbier und ein Tour-Flyer gaben Aufschluss über unser bis dahin unbekanntes Tourziel: Nürnberg.

Gegen halb drei Uhr erreichten wir die fränkische Dürerstadt und gegen drei Uhr unser „Hotel Adina“.
Ohne zeitliche Abschweifungen ging es nach dem Ballastabwurf im Zimmer schnurstracks zum „Sausalitos“.

Wenn unser extrem knausriger Kassierer Arnold anbietet, Chynasky 300 € zu geben, damit er nach Hause fährt, dann steht das für sich. Da Chynasky weniger ein Geld- als ein Alkoholproblem hat, lehnte er das großzügige Angebot ab und bestellte Getränke. Das gesparte Geld war in der laufenden Happy Hour ja immerhin am zweitbesten angelegt.
Mit ein paar Cocktails wollten wir angesichts der Reisedauer von nur 3 Tagen etwas Zeit gewinnen. Wir blieben in den nächsten 3 Stunden vor Ort und ließen es uns gut gehen.
Nur Linda hat etwas Pech. Unser Mann für den ersten Stich musste diesmal selbst einen einstecken. Also von einer Wespe natürlich. Kühlung von innen und außen hielten (zumindest) diese Schwellung in Schach.

Nun war es an der Zeit dem fränkischen Brauhandwerk zu huldigen. Hierzu hatten unsere Guides eine förderungswürdige Manufaktur namens „Bierwerk“ ausfindig gemacht.
Unter irreführenden Bezeichnungen wie „Blondi“ und „Doldi“ wurde zwar nur Bier angeboten, aber sehr empfehlenswertes.

Es ging auf 23 Uhr zu, als sich teilweise das Bedürfnis einstellte, noch einmal weiter zu ziehen.

Aber Linda, Waldää, Öshi und Chicken hatten mit der „Matahari-Bar“ und der „Rocklounge Endres“ nur dieser gefürchteten „Heizungskeller“ erwischt und streunten in der Folge relativ orientierungslos umher und zum Hotel zurück. Waldää und Öshi nahmen den Umweg über das KFC im Bahnhof, Linda noch über den Irish Pub. Auch dort wurde Linda nicht mehr entscheidend aufgeputscht. Erst als er im Hotel bemerkte, dass Wölff noch aushäusig war, wurde sein väterlicher Beschützerinstinkt geweckt (oder was sonst auch immer) und er machte sich nochmal auf Wölff´s Spuren.


Tag 2 - Samstag

Der Tag begann mit einem ausgiebigen festen Frühstück im Hotel und einem 2., dann flüssigen Frühstück, im „Finnegan‘s Harp“.
Während wir Klimaaktivisten sitzend und mit irischen Spezialitäten demonstrierten, fand vis-à-vis auf dem Hallplatz eine Friedens-Demo Linker statt. Waldää‘s konstruktiver Beitrag „Schwerter zu Zapfhähnen! Dann sind wir auch dabei.“, wurde allerdings jäh ignoriert. Unbeirrt machten wir weiter Klima.

Unser Jüngster, Wölff, der wohl noch Probleme hat die Uhr zu lesen, stieß kurz nach Mittag zu uns. Gerade noch rechtzeitig etwas Zielwasser aufzufüllen.

Zur Überbrückung erwartbarer Entzugserscheinungen durch TV-Fußball-Abstinenz hatten die Organisatoren wohlweislich mit einer Partie Bowling in der „Blu Bowl Lounge“ gegengesteuert. Nach den Ergebnissen musste Chynasky am Vorabend als erster im Bett gewesen sein. Wölff konnte demgegenüber schon fast zwangsläufig nur an Erfahrung gewinnen.

Im Anschluss musste die Restzeit bis zum Abendprogramm überbrückt werden. Die Sonne lockte eine Hälfte in die Außengastronomie, um die freien Kapazitäten auszulasten. Die andere Hälfte bereitete sich vermutlich mit Augenpflege und Gurkenmaske auf den abendlichen Höhepunkt vor. Augenscheinlich zwecklos.

Um auf keinen Fall irgendetwas zu verpassen ging es in mehr oder weniger vollständigem bzw. traditionellem Ornat bereits gegen 17 Uhr zum „Nürnberger Herbstvolksfest“ auf das Volksfestgelände (im wahrsten Sinne des Wortes) im Schatten der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände.

In der natürlich beheizten Festzelt-Sauna Papert hatten wir für uns Plätze reservieren lassen. Angesichts der leeren Reihen um diese Uhrzeit, hätte es sich um einen Scherz handeln können. Zudem platzten wir offenbar noch in den Ausklang des Sommerfestes der Weight Watchers Nürnberg.

Bänke und Ohren wurden nicht geschont. Zumindest unsere Linda surfte auf der Stimmungswelle weit oben mit, als Markus Becker aus der digitalen Konserve den „Bierkapitän“ zum Besten gab. Das Schönsaufen nahm seinen Lauf.

Zur Hauptsendezeit wurde dann die Boombox gegen die Band „Reset“ ausgetauscht. Zunächst noch etwas argwöhnisch von uns betrachtet, konnte die Band uns mit ihrem Können, dem Repertoire, den wechselnden Kostümen und vollem körperlichen Einsatz überzeugen. Zu Major Tom beispielsweise ließ sich der Sänger für seinen Auftritt in einem Astronautenkostüm mit Helm unter die glühende Zeltdecke ziehen.

Passend zur brütenden Hitze und zur schweißtrunkenen Luft war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Auch ein mehrminütiger Stromausfall auf der Bühne (nein, der Chynasky hat diesmal ein Alibi mit mehreren Zeugen) tat dieser keinen Abbruch.

Die Taxen zum Hotel glichen zwangsläufig rollenden Pumakäfigen. Eine Dusche tat dringend Not, denn der Tag war zwar mittlerweile zu Ende, aber die Nachte noch lange nicht.

Linda sorgte sich (natürlich nicht wirklich) um Chynasky, der im Hotel blieb.
„Was nimmt der denn für Medikamente? Darf der keine Titten mehr sehen?“ Egal.

Um 00:30 Uhr ging es zur – ich glaube - Böhmischen Botschaft in der Ottostr.
Zwar ohne Diplomatenausweis, aber mit reichlich Schmiergeld ausgestattet betraten wir das Missionsgebäude. Nach der Ausstattung zu urteilen, stand die Mission im Zeichen der Geselligkeit, der Vertiefung der Völkerverständigung und des wechselseitigen Kennenlernens. Wir wurden nicht enttäuscht.

Die Chefdiplomatinnen vom Dienst Nathalia und Mirka (so die Namen des Tages) hatten dort bereits alle Hände voll zu tun und daher nicht mal Zeit genug, sich vollständig anzukleiden. Zu sagen, wir hätten darüber hinweggeschaut, wäre allerdings gelogen.

Es würde den Reißverschluss und den Rahmen des Berichtes sprengen, wenn an dieser Stelle auf alle Konsultationsergebnisse eingegangen werden würde. Hier sollten Sicherstellung langfristiger Erinnerung der beteiligten Diplomaten die Stichworte Kurzzeit-Hangover-Ehe mit improvisierter Ringübergabe reichen.

Tag 3 - Sonntag

Die Nacht war kurz. Kein Grund auf das Frühstück zu verzichten.
Für die diesjährige JHV gegen 11 Uhr war der 400m entfernte „Barfüßer“ auserkoren.
Eigentlich business as usual nahm die JHV ihren gewohnt lakonisch pöbelnden Verlauf; eigentlich.
Der TOP „Gedenken an alle ausgeschiedenen, verstorbenen und verhinderten Mitglieder“ und auch die Rechenschaftsberichte der Vorstände drückten die Stimmung deutlich, denn es wurde unseres verstorben Mitglieds Pläät sehr emotional gedacht.

Und 2019 war offenbar auch ein schwieriges Jahr für Finanzminister. Nach den Rücktritten der Finanzminister Brodkorb in Mecklenburg-Vorpommern, Schröder in Sachsen-Anhalt, Dujovne in Argentinien und Hammond in Großbritannien erklärte auch unser Finanzminister, Arnold, überraschend seinen Rücktritt und gleichzeitig auch seinen Austritt aus dem TKC. Ein unerwarteter Schlag in das kollektive Vereinsgemüt.

Als wenn es eine neue Kraft erfordere, kam es bei der anschließenden Vorstandswahl zum ungewöhnlichsten aller denkbaren Ergebnisse: Waldää wurde nach rd. 27 Jahren zum ersten Mal Präsident von lekketäsch. In dieser Phase eine so unerfahrene Kraft?

Waldää waldäärtet sogleich seines Amtes und hatte unter anderem den TOP „Angebot an Mr. Mike zur Aufnahme in lekketäsch“ zu moderieren. In Anbetracht der Erfahrungen wurden nach einer Aussprache in allseits „bester“ Politikermanier die Abstimmung vorbereitet und ein sodann einstimmiges Ergebnis erzielt.

Mit dem Ende der JHV stand gegen 15:00 Uhr die letzte Etappe der Tour 2019 an. Zum Gepäckholen ins Hotel und dann zum Bahnhof, um die Heimreise anzutreten.

Aber Entspannung trat nicht ein. Da kann man sich auf die Deutsche Bahn blind verlassen.
Unser Waggon, also der mit unseren Reservierungen, war wegen einer defekten Klimaanlage komplett gesperrt. Wir durften uns im Zug verstreuen und auch ohne Reservierung überall stehen, wo wir wollten, auch in der 1. Klasse. Ein Service zum Träumen.

In Düsseldorf hatten wir dann gegen 20 Uhr Anschluss an den RE4. Dessen Klimaanlage war nicht defekt. Er verfügt sicherheitshalber über keine.

Um 21 Uhr erreichten wir Erkelenz, allerdings laut integrierter Datums- und Zeitanzeige im Jahr 2091. Wer zwischendurch eingeschlafen war, dem durfte mit Blick auf die „01.09.2091“ Anzeige ein kurzer Schreck in die Glieder gefahren sein. Aber zum Glück ist die DB selbst für solche Verspätungen zu ehrgeizig bzw. für solche Technologien zu rückständig.


Das Downsizing bei Stadt und Volksfest (z. B. im Vergleich zu München), die TV-Fußballabstinenz und die konsequente klimafreundliche Ausrichtung haben der Stimmung sehr gutgetan.
Der fette Wermutstropfen durch den unerwarteten Austritt unseres langjährigen, verdienten Kassierers hinterlässt leider einen bitteren Beigeschmack, der wohl auch noch länger anhält.

Dennoch, alles in allem wieder eine Top-Tour.


(c) Chicken, August-September 2020

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